titel

Startseite
Jahrgänge
1941
Autoren
Stichworte
Neue Seiten

Taufe

So wie wir durch die Geburt in das irdische Leben eingetreten sind, so haben wir durch die Taufe Anteil gewonnen an dem neuen Leben, das aus der Ewigkeit stammt und eine ewige Verheißung in sich trägt; und so wie die eigene Geburt für jeden Menschen als reines Widerfahrnis völlig jenseits seines Bewußtseins und seiner Verfügung liegt, so bezeichnet auch die Taufe eine schöpferische Tat Gottes, die jeder eigenen Entscheidung und Erkenntnis des Menschen zuvorkommt. Das Wasser der christlichen Taufe ist nicht nur wie in der Taufe des Johannes Element der Reinigung, sondern Element des Todes (darin dem Feuer verwandt, Matth. 3, 11), Sinnbild des ursprünglichen Chaos, aus dem Gott die Welt ins Dasein gehoben hat, Sinnbild des Mutterschoßes, aus dem ein neues Leben geboren wird. Darum ist die christliche Taufe Einsenkung in das Mysterium der Wandlung, das in Tod und Auferstehung Christi urbildlich verwirklicht ist. Dieser Sinn der Taufe wurde unmittelbar erfahren, solange die Taufe als wirkliche Untertauchung vollzogen und mit besonderer Vorliebe in der Nacht des Osterfestes gefeiert wurde. Das weiße Taufgewand (liturgische Kleidung), späterhin Westerhemd genannt, das die Täuflinge bis zum „Weißen Sonntag” trugen, ist das Sinnbild der Reinheit und Unschuld Christi, die der getaufte Christ nun als sein ihn schützendes und verwandelndes Ehrenkleid trägt; er hat „Christum angezogen” (Gal. 3, 27).

Ebenso wie das physische Leben bedarf auch das in der Taufe dem Menschen keimhaft geschenkte neue geistliche Leben der Hilfe und Pflege. Darum setzt die Taufe, die Erwachsenentaufe ebenso wie die Kindertaufe, voraus, daß der getaufte Christ als Glied der christlichen Gemeinde in ihr alle jene Unterweisung, Erziehung und geistliche Übung empfängt, die seiner Altersstufe angemessen ist. Den Willen dazu bekennt bei der Taufe der Pate. - Da die Kindertaufe einen realen, sehr verpflichtenden Lebenszusammenhang begründet, muß sie da zu einer Not, ja zu einer ernsten Gefahr werden, wo sie als eine äußerliche Zeremonie, ohne lebendigen Zusammenhang mit der Ordnung der Kirche begehrt und gespendet wird.

Das Gottesjahr 1941, S. 109-110
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

Stichwort Taufe (Artikel aus Gottesjahr und Quatember online lesen)

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-19
 

Impressum
Haftungsausschluss