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Sohn Gottes

Einen Menschen als „Sohn Gottes” zu bezeichnen, war der alten Welt nicht ebenso fernliegend und anstößig wie uns. Nicht nur heidnische Mythen, sondern auch das Alte Testament redet von Söhnen Gottes und gibt diesen Ehrennamen vor allem dem König als dem Repräsentanten göttlicher Vollmacht und Sendung (Ps. 110). Doch will der christliche Glaube die Herrlichkeit, die ihm in Christus begegnet, mit dem stärksten Ausdruck beschreiben als die Herrlichkeit eines „eingeborenen” (d. h. einzigen) Sohnes, und bezeugt damit die unvergleichliche Würde, die Ihn, den Sohn der Maria, allen Menschen gegenüber auf die Seite Gottes stellt. Jesus selbst weiß sich von dem Erwachen seines Bewußtseins an in einer einzigartigen Weise mit Gott verbunden (Luk. 2, 49) und in allem seinen Tun mit dem Willen Gottes eins (Joh. 10, 30); er nimmt das Bekenntnis zu ihm als dem „Sohn Gottes” als den Ausdruck gottgeschenkter Wahrheitserkenntnis an und erhebt in feierlichster Form den Anspruch, der Sohn Gottes zu sein (Luk. 22, 70). Die Christenheit macht eben diesen Anspruch, um des willen er als Gotteslästerer zum Tode verurteilt wurde, zu ihrem Bekenntnis und schließt in diesem Namen alle anderen Namen, die Christus gegeben werden können, mit ein; als der Sohn Gottes ist er zugleich der Heiland und Erlöser, der König und Richter; es „wohnt in ihm die Fülle der Gottheit leibhaftig” (Kol. 2, 9).

Doch ist es wichtig, daß das Neue Testament „Sohn Gottes” und „Kinder Gottes” sprachlich nicht so scharf scheidet, wie wir das gewohnt sind; der Sohn Gottes führt die Vielen zur „Sohnschaft”. Darum hängt auch das spätere Dogma von der Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater unzertrennlich zusammen mit dem Glauben, daß durch Christus auch wir „der göttlichen Natur teilhaftig werden” (2. Petr. 1, 4).

Das Gottesjahr 1941, S. 107
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-19
 

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