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Predigt

Die Predigt ist eine der Formen der Vergegenwärtigung Christi. In ihr soll deutlich werden, daß Gott in Christus mit uns Menschen von heute redet. Organ für das lebendige Wort Gottes  a n   u n s  soll die Predigt sein. Die Bindung an die Bibel als das umfassendste, tiefste und wirklichkeitsnächste Zeugnis von Christus will dabei der Sicherung gegen die persönlichen Zufälligkeiten und Grenzen des Predigers dienen. Die Auswahl der Predigttexte („Perikopenordnung”) muß deshalb in der Hand der Kirche liegen und auf Grund der Glaubenserfahrung aller Jahrhunderte die wesentlichen Inhalte der Offenbarung Gottes in Christus umfassen. Die Größe der Predigtaufgabe und damit auch die Quelle der Predigtnot zeigt der Erkenntnisweg, den der Prediger durchlaufen muß.

Er muß die Bibel  h i s t o r i s c h - w i s s e n s c h a f t l i c h  verstehen. Das ist um der Wahrheit willen nötig. Gott ist ein Gott der Wahrheit, und er hat sich uns in der Geschichte offenbart. Aber weil die Predigt kein historischer Lehrvortrag sein soll, genügt es nicht, zu erfahren, was die Bibel über Gott sagt.

Darum muß der Prediger die Bibel  d o g m a t i s c h - t h e o l o g i s c h  verstehen. Er muß die Fähigkeit haben, das ewig-gültige Wort zu hören, das Gott nach dem Urteil der Kirche in der Bibel redet. Das Dogma der Kirche will dabei helfen, dieses Wort aus aller geschichtlichen Verhüllung heraus zu hören. Dem Glauben genügt es nicht zu wissen, was die Bibel über Gott, er will wissen, was Gott in der Bibel sagt. Diese theologische Frage muß die historische Frage in sich aufnehmen. Aber auch sie reicht noch nicht aus. Die Predigt soll mehr sein als dogmatischer Lehrvortrag.

Der Prediger muß deshalb die Bibel  m e d i t a t i v - e x i s t e n t i e l l  verstehen, er muß den Lebenssinn des Bibelwortes hören können. Es muß ihm Antwort auf die Frage werden: „Was sagt Gott in diesem Text mir persönlich?” Hier liegt heute die Hauptquelle der Predigtnot.

Schließlich muß der Prediger die Bibel  h o m i l e t i s c h , gemeindemäßig, verstehen, er muß die Sprache der Gemeinde von heute reden und ihr sagen können, was Gott ihr zu sagen hat.

Die Aufgabe der Predigt bleibt ungelöst, wenn sie auf einer dieser Stufen stehen bleibt. Sie kann nur gelöst werden von Menschen, die alles daran setzen, selbst ganz zum Organ für das ewige Wort Gottes zu werden.

Das Gottesjahr 1941, S. 95-96
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

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© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-05
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