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Kirche

Die Wortbedeutung (von griech. Kyriaké, d. h. die zu dem Herrn gehörende und mit ihm verbundene Gemeinde) weist auf Ursprung und Wesen der Kirche. Die Bildersprache des Neuen Testaments drückt in verschiedener Weise diese organische Verbundenheit der Kirche mit Christus aus: Christus ist der von Gott in diese Welt gepflanzte Weinstock, der alle Reben mit seinem Lebenssaft durchströmt und sie dadurch fruchtbar macht; die Kirche ist der Leib Christi, der sich in einer Vielzahl von Organen und Funktionen entfaltet und verwirklicht; sie ist der heilige Bau, der auf dem einfürallemal gelegten Grunde errichtet, aus lebendigen Steinen gefügt, für Gott eine Stätte seiner Gegenwart und eine Werkstatt seines Wirkens sein darf; die Christenheit ist zugleich das Volk Gottes, das aus allen Völkern der Erde zusammengerufen ist zu einem priesterlichen Dienst, und die Braut Christi, die bereitet für den himmlischen Hochzeitstag, an dem Er sie in ihrer jetzt verborgenen Herrlichkeit offenbaren wird.

Alle diese Bilder drücken von verschiedenen Seiten das Dreifache aus: Die Kirche ist nicht eine „Idee”, sondern leibhafte Gestalt in der Geschichte; sie lebt nicht aus sich selber oder aus dem Entschluß ihrer „Mitglieder”, sondern aus der Kraft des auferstandenen Christus und des von ihm ausgehenden Heiligen Geistes; und sie entfaltet dies ihr Leben in einer Fülle von Lebensformen, die durch die Einheit des göttlichen Geistes verbunden sind. „Die Kirche ist ein großer Baum mit Wurzel, Stamm, Ästen, Zweigen, Blättern, Blumen und Früchten in allen Richtungen, und doch von einem Lebensprinzip gezeugt, genährt, erhalten, neuer Gestalten fähig, wachsend unter dem Himmel.” (Ludwig Richter) Wir bekennen uns zu der einen und allgemeinen (katholischen) Kirche und können ihre Zerspaltung in eine Vielzahl getrennter Kirchen nur als ein Zeichen der Not und der Schuld ansehen.

Diese eine Kirche ist als Gestalt in der Geschichte sichtbar und zugleich in ihrer Verbundenheit mit Christus und mit allen Heiligen unsichtbar. Von einer sichtbaren und einer unsichtbaren Kirche zu reden wäre dagegen bedenklich, weil ja in allen Lebensformen der Kirche, es sei ihre Verkündigung, ihr Gebet und Sakrament, ihr Liebeswerk oder ihre Verfassung, Christus bezeugt werden will. Die konkrete Gestalt der Kirche in einem überschaubaren Kreis von Menschen nennen wir Gemeinde. Dagegen kann das Wort „Kirche” auch die gottesdienstliche Versammlung als solche („Kirche halten”) oder den Kirchenbau (Gotteshaus) bezeichnen, der im Ganzen und in seinen Teilen (Schiff, Chor, Turm usw.) das innere Wesen der Kirche gleichnishaft abbildet.

Das Gottesjahr 1941, S. 66-67
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

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© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-10-13
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