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Katechismus

Der Katechismus ist eine Zusammenfassung der Hauptinhalte des christlichen Glaubens, „so ein Christ zur Not wissen soll” (Luther), zu ihrer inneren Aneignung und geistlichen Einübung. Es ist ein Unglück, daß der Katechismus zum Schul- und Unterrichtsbuch geworden und dadurch um alle tiefere Bedeutung für die innere Erfahrung des Erwachsenen gekommen ist. Ursprünglich war der Katechismus ein geistlicher Führungsweg. Der Katechumenat der alten Kirche war nicht ein Kinderunterricht, sondern eine praktische Einführung des gläubig geworbenen Erwachsenen in das gottesdienstlich sakramentale Leben der Gemeinde - wobei bezeichnenderweise die Erklärung der Taufe erst nach ihrem Vollzug erfolgte. Erst seit der Reformation ist der Katechismus ein Buch geworden. Luthers Katechismen sind, bezeichnend genug, aus Predigten hervorgegangen und wenden sich an „alle Pfarrherren, Prediger und Hausväter, daß sie sich täglich im Katechismus wohl üben und immer treiben sollen”.

Mit äußerster Leidenschaft wendet sich Luther gegen die Meinung der vielen, „der Katechismus sei eine schlechte, geringe Lehre, welche sie mit einem Male überlesen und dann alsobald können, das Buch in Winkel werfen und gleich sich schämen, mehr drinnen zu lesen”. Er will den Katechismus als geistliches Übungs- und Meditationsbuch angesehen wissen.

Hier liegt heute unsere Aufgabe. Die  K a t e c h i s m u s p r e d i g t  bringe dem Erwachsenen zum Bewußtsein, daß hier eine Aufgabe der geistlichen Übung vorliegt, die an kein Lebensalter gebunden ist. Man gebe dem Erwachsenen Anleitung zu meditativer Aneignung und Versenkung in und außerhalb des Gottesdienstes. Das Auswendiglernen, das ganze Generationen als das A und O alles Umgangs mit dem Katechismus erschienen ist, soll Hilfe hierzu sein, nicht Selbstzweck. Die lebensmäßigen Voraussetzungen jeder pädagogischen Verwendung des Katechismus liegen in der inneren Erfahrung Luthers: „So man es täglich liest und übt mit Gedanken und Reden, nämlich daß der heilige Geist bei solchem Lesen, Reden und Gedenken gegenwärtig ist und immer neu und mehr Licht und Andacht dazu gibt, daß es immerdar besser und besser schmeckt und eingeht.”

Das Gottesjahr 1941, S. 65-66
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-10-13
 

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