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Fasten

Das Fasten ist eine durch viele Geschichten der Bibel und durch die Sitte der Kirche geheiligte Form des christlichen Lebens. Es dient der Nüchternheit und Wachsamkeit der Seele. Denn die Christenheit hat die Mahnung zum Fasten nicht nur von geistiger Nüchternheit verstanden, das ist von der klaren Wachsamkeit, die sich durch keinerlei Rausch oder Wahn verwirren läßt; sondern sie hat daraus mit Recht allezeit auch die Mahnung zu äußerlicher „Nüchternheit” herausgehört, zu strengem Maßhalten, zu Zucht und Verzicht in allen leiblichen Dingen. Auf dieser Erkenntnis beruhen alle „Fasten”-Ordnungen der Kirche. Wir verstehen darunter zunächst den Brauch, zeitweise auf bestimmte Nahrungs- oder Genußmittel zu verzichten. Unser Leib läßt sich allzu leicht von den natürlichen Trieben beherrschen und wird dadurch gierig und träge; er wird ein Tyrann, statt Tempel und Werkzeug des heiligen Geistes zu sein. „Herr laß mich hungern dann und wann - satt sein macht stumpf und träge.” Wenn wir vor der Feier des Heiligen Mahles nichts genießen, wenn wir während der Fastenzeit uns in unserer Nahrung einschränken und auf allerlei Genußmittel verzichten, so ist das eine Hilfe zum „Wachen und Beten, daß wir nicht in Anfechtung fallen”.

Zum „Fasten” gehört indes auch der freiwillige Verzicht auf alles, was unsere gesammelte Andacht stören und uns „zerstreuen” kann. So galten nach früherer Sitte Advents- und Passionszeit als „geschlossene Zeiten”, die der Christ in Stille und Einkehr begehen soll und in denen darum keine öffentlichen Lustbarkeiten, auch keine festlichen Hochzeiten stattfinden durften.

Wichtiger als alle solche äußeren Ordnungen ist die Bereitschaft, mit Freuden all jenen Verzicht zu leisten, den der Zwang des Lebens und die liebende Rücksicht auf unsere Brüder von uns fordern (Jes. 58, 5 ff.). Nur die Gottes- und Bruderliebe macht die „feine äußerliche Zucht” des Fastens zu einer Quelle innerer Kraft und zu einer Waffe im geistlichen Kampf. Von diesem Fasten allein gilt das Wort Jesu: „Diese Art (böser Gewalten) fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten.” (Mark. 9, 29)

Das Gottesjahr 1941, S. 38
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

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© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-12-06
 

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