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Seligkeit

Ein Wort, das für das Weltbild und das Lebensverständnis des deutschen Mittelalters eine entscheidende Bedeutung hatte, aber unserer Sprache inzwischen verloren gegangen ist, ist das Wort Saelde, es bezeichnet weniger ein Glücksgefühl als die völlige Gesundheit, die unversehrte Ganzheit und Lebenskraft des Menschen. Wahrscheinlich ist das deutsche Wort „selig” damit (sicher nicht mit „Seele”) verwandt, daher eher noch saelig als seelig zu schreiben. Gerade so verstanden entspricht das Wort „selig” jenen zentral wichtigen Vokabeln des Neuen Testaments, die eigentlich so viel wie „gerettet werden”, „gerettet sein” bedeuten. „Selig” ist, wer aus der tödlichen Bedrohung alles Menschenwesens durch die Sünde gerettet, aus dem Tod zum Leben hindurchgedrungen ist; die Seligkeit ist darum nicht etwa eine dauernde und durch nichts mehr gestörte Glückseligkeit, sondern die Wiederherstellung der zerbrochenen Ordnung, die Heilung alles Schadens und die endgültige Erfüllung. Diese „Seligkeit” ist weder durch das, was dem natürlichen Empfinden als Glück erscheint, verbürgt noch durch Leid und Not zerstört und aufgehoben (vergl. die „Selig”-preisungen), und sie ist auf keinem andern Wege zu erlangen als dadurch, daß wir uns der Liebe Gottes anvertrauen und Christus nachfolgen auf dem Weg der Selbstverleugnung und des Gehorsams (Apostelgesch. 4, 12).

Das Gottesjahr 1941, S. 106
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-19
 

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