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Mensch

Nicht alle Zeiten haben den Menschen so gesehen, wie ihn die Bibel sieht; vielmehr hat jede Zeit ihren besonderen Anteil an dem Versuch, sich die Wirklichkeit des Menschen mit irgendwelchen Theorien oder Idealen zu verdecken. Alles das, was der christliche Glaube von dem Weg des Menschen sagt, und die ganze Art, wie die Kirche an ihm handelt, ist nur unter einer vierfachen Voraussetzung zu verstehen. £s geht immer um den ganzen Menschen in der unteilbaren Einheit seiner leib-seelischen Anlagen, niemals nur um seinen Leib oder nur um seine Seele; daher ebenso die Seele Anteil hat an der Sünde, wie der Leib an der Verheißung und Hoffnung. Ferner kann der Mensch nie als „Inviduum” außerhalb seiner natürlichen Bindungen und Ordnungen in Familie, Rasse, Volk gedacht werden; er hat immer einen „Nächsten” und ist selber „Nächster”, ein Glied in der Kette.

Ebenso ist er „geschaffen samt allen Kreaturen” (Luther), mit den Stoffen und Kräften des ganzen Kosmos vielfältig und geheimnisvoll verbunden, und als Mensch für das Schicksal der ganzen geschaffenen Welt mit verantwortlich. Vor allem aber ist der Mensch immer und überall auf Gott bezogen, nicht nur sein Geschöpf, sondern von ihm angeredet und eigentlich erst durch dieses Wort Gottes im vollen Sinn zum Menschsein erwacht. Die Möglichkeit, Gott zu erkennen und sich im Gebet zu seinem Ursprung zurückzuwenden, ist darum das allein entscheidende Merkmal des Menschen. Im Gottesverhältnis (Sünde, Versöhnung, Frieden) entscheidet sich darum das Schicksal des Menschen; jeder Versuch, den Menschen aus seinen naturhaften Zusammenhängen allein zu begreifen, ist Flucht vor Gott (Adam), Flucht aus der Bestimmung des Menschen.

Das Gottesjahr 1941, S. 82
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

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© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-04
 

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