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Heiligung

Nicht mit Heiligkeit, sondern mit Heiligung ist das Gesetz des christlichen Lebens beschrieben; es ist nicht ein Sein, sondern ein Werden (Luther), nicht ein Zustand der Gesundheit, sondern ein Prozeß der Genesung. Der von Gott gelöste und Gott widerstrebende Mensch wird heimgebracht zu dem Herrn, dem er in Wahrheit gehört, und seinem ganzen Wesen wird das Bild eingeprägt, zu dem er ursprünglich geschaffen ist. Etwas „heiligen” heißt, es Gott zueignen und es unter den Befehl und die alleinige Verfügung Gottes stellen; darum ist, wenn wir von Heiligung des Menschen reden, nicht der sittliche Fortschritt, sondern die Beziehung auf Gott selbst das Wesentliche; die lautere Hingabe an Gott, die wir Glauben nennen, ist die unumgängliche Voraussetzung, der in uns wirkende und uns treibende Heilige Geist die bewegende Kraft der Heiligung. „Sich heiligen” kann darum nur heißen, sich dieser umwandelnden Macht Gottes völlig hingeben, statt ihr in der Abhängigkeit von der umgebenden Welt und in dem Eigenwillen des „alten Adam” zu widerstreben. Das schließt nicht aus, daß es eine Schule der Heiligung und ein Wachstum in der Heiligung gibt, mehr freilich unter den Heimsuchungen Gottes und durch die Kraft des an uns wirkenden Gottesgeistes, denn als die Frucht eigener Bemühungen und Anstrengungen. Dabei erinnert die Reformation einfürallemal daran, daß der Weg der Heiligung nicht gebunden ist an einen besonderen Stand oder an die Loslösung aus den natürlichen irdischen Bindungen; vielmehr sind gerade der irdische Beruf und die natürlichen menschlichen Bindungen der Ort, an dem unsere Heiligung geschehen und sichtbare Gestalt gewinnen soll; immer freilich will sie den ganzen Menschen ergreifen, und es gibt darum ebenso eine Heiligung unseres Leibes, eine Heiligung unserer alltäglichen Arbeit, unserer Glieder und unserer Sinne wie eine Heiligung des Herzens, der Gefühle und Gedanken. „Der Gott des Friedens heilige euch durch und durch, daß euer Geist ganz samt Seele und Leib unsträflich bewahrt werde auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi!”

Das Gottesjahr 1941, S. 55-56
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

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© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 13-02-01
 

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