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Demut

Gegen die Karikatur der Demut hat Nietzsche gekämpft. Demut hat nichts mit falscher Bescheidenheit gegen Menschen und mit gedrücktem, unfrohem und unfreiem Wesen zu tun. Demut ist die Haltung, die dem Menschen vor Gott gebührt. Demut ist die innere Bereitschaft, Gott als den anzuerkennen, der er ist, und uns selbst so zu sehen, wie Gott uns sieht. Es gibt keinen echten Realismus ohne Demut. Deshalb macht das Gegenteil der Demut, die Hybris, der Übermut und Hochmut, auch immer wirklichkeitsblind. Sie ist ein Rausch, der die Klarheit der Besinnung und des Urteils raubt. Welche Wirkungen die Beugung vor Gott aber auf das Lebensgefühl hat, das hängt ganz von dem Gott ab, vor dem ich mich beuge. Gedrückt müßte ich mich fühlen, wenn der Gott, vor den ich mich gestellt weiß, ein gewalttätiger, herzloser Tyrann wäre. Erkenne ich Gott aber als den Vater, der mich an der ganzen unermeßlichen Fülle seines Lebens teilnehmen läßt, so weiß ich mich in der Demut unaussprechlich beschenkt und beglückt. „Wir haben solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß die Kraft sei Gottes und nicht von uns.” (2 Kor. 4, 7)

Das Gottesjahr 1941, S. 28
© Johannes Stauda-Verlag Kassel

© Joachim Januschek
Letzte Änderung: 12-12-06
 

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